Nach eigener Beschreibung versteht sich die TDWI München als Wissensdrehscheibe und Netzwerkplattform für alle Themen rund um Data, BI & Analytics. Und das seit bereits 20 Jahren. Die Veranstaltung unterteilt sich dabei in eine Ausstellungsfläche, auf der Unternehmen sich oder ihre Produkte/Dienstleistungen präsentieren können und einen Kongressbereich, in dem über 3 Tage mehr als 150 Vorträge gehalten werden. Dabei kann man sich auf interessante Vorträge von Endanwendern genauso freuen, wie auf Fachvorträge von Beratungsunternehmen oder Softwareherstellern. So gemischt wie die Vorträge ist auch das Publikum. Vom Entwickler bis zum CTO: Es wird sich auf verschiedensten Ebenen ausgetauscht.
Die ORDIX AG war 2023 das erste Mal mit einem Vortag auf der TDWI vertreten: „Modern BI auf Wolke 7: unter DSGVO Aufsicht im Datenhimmel“ lautete der Titel, zu dem Wolfgang Kettler referierte. Dass er mit diesem, zugeben nicht neuem Thema, einen Nerv treffen wird, war vorab der Veranstaltung nicht abzusehen, zeichnete sich aber bereits am ersten Tag der TDWI ab.
Alle reden über Data Mesh, Data Fabric und weitere moderne Lösungsarchitekturen
Über das Thema Data Mesh wird seit einigen Jahren intensiv gesprochen. So griffen auch zahlreiche Vorträge auf der TDWI die Thematik auf und beleuchteten die Lösungsarchitekturen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Besonders interessant war dabei, dass jeder Data Mesh etwas anders interpretiert und vor allem umsetzt. Ein Beratungsunternehmen, was im Rahmen eines Vortrages die gängigen Lösungsarchitekturen gegenüberstellte, lieferte dafür auch die Erklärung: Data Mesh beschreibt im Wesentlichen Organisationsstrukturen. Wie diese aber konkret implementiert werden sollen, bleibt offen. Wer Data Mesh implementieren möchte, muss sich zwangsläufig um mehr als nur eine neue Systemarchitektur Gedanken machen. So müssen Fachbereiche bzw. das gesamte Unternehmen auch organisatorisch anders aufgestellt werden. In einem weiteren Vortrag, der sich mit dem Prozess hin zu einer agilen Unternehmensstruktur befasste, brachte es der Referent auf den Punkt: „Der Prozess hin zu einer Data Mesh Architektur ist sehr herausfordernd und muss ganzheitlich betrachtet werden. Es sind zahlreiche Fragestellungen individuell zu beantworten.“ In einem anderen Vortrag hieß es: „Wir haben in der klassischen Datawarehouse Architektur über 30 Jahre Erfahrung. Das haben wir im Data Mesh-Kontext nicht. Da wird sich der ein oder andere noch eine blutige Nase holen.“ Eines lässt sich generell festhalten: das Thema wird kontrovers diskutiert. Ein konkretes „How-to“ konnte jedoch keiner liefern.
Datenschutz im Cloud-Zeitalter: plötzlich wieder wichtig(er)
Das EU-Parlament beschäftigt sich aktuell mit dem AI Act. Dieser soll einen einheitlichen Rahmen im Umgang mit künstlicher Intelligenz geben. Die DSGVO an sich ist dabei – so sollte man meinen – ein alter Hut und steht längst nicht mehr so im Fokus, wie noch vor ein paar Jahren. Je nach politischer Einstellung kann man dem Leitsatz „der Markt reguliert sich selbst“ mehr Positives oder mehr Negatives abgewinnen. Im Zusammenhang mit der DSGVO scheint sich dieser Leitsatz jedoch zu bewahrheiten. So ist das Thema Datenschutz durch die rasante Entwicklung im AI-Bereich wieder stark in den Fokus gerückt. Ein Schweizer Referent auf der TDWI beschrieb es so: „Die EU hat mit der DSGVO sehr gute Vorarbeit geleistet. Daran lehnen wir uns in der Schweiz zum 01.09. an.“ Dann tritt das Schweizer Bundesgesetz über den Datenschutz (DSG) samt seiner Begleitvorschriften in Kraft. Und auch in den USA, wo es bislang keine einheitliche Gesetzgebung für Datenschutzstandards gibt, kommt Bewegung in die Sache. So haben in der jüngsten Vergangenheit einige Bundesstaaten Datenschutzgesetze erlassen, oftmals stark angelehnt an die DSGVO. Auch die Cloud-Provider werden hier nun wieder aktiver. So führt Microsoft schrittweise eine Datengrenze ein, die sicherstellen soll, dass Daten nicht die EU verlassen können. Der Markt reguliert sich an dieser Stelle also in der Tat von selbst. Vielleicht noch immer nicht so, wie es ideal wäre, aber insgesamt in die richtige Richtung.
Der Weg in die Cloud und agile Unternehmensstrukturen
Zahlreiche Vorträge von Endanwendern hatten das Thema Cloudmigration und Schaffung einer agilen Unternehmensstruktur. Was die Cloudmigration betrifft, scheinen sich alle Endanwender einig zu sein: der Weg ist steinig, sowohl technisch als auch organisatorisch. Technisch steht man zunächst vor der Herausforderung, die richtige Software oder den richtigen Service für sich zu wählen. Es kommt nicht selten vor, dass die Entscheidung im Laufe des Prozesses auch nochmal geändert wird. Dies liegt im Wesentlichen an zwei Gründen. Zum einen sind Mitarbeiter mit entsprechend tiefgreifenden Erfahrungen im Cloudumfeld sehr schwer zu finden. Zum anderen wird das, was einer der großen Vorteile im Cloudumfeld insbesondere im SaaS Bereich ist, nämlich die zahlreichen Funktionen, die „out of the box“ zur Verfügung stehen, schnell auch zum Risiko. Man verliert den Blick fürs Wesentliche und wendet mehr Zeit für das Eruieren anderer Technologien auf, als sich um die eigentlich wichtigen Dinge zu kümmern. Ebenso einig waren sich alle Referenten beim Thema Kosten. Diese im Auge zu behalten, bedarf erhöhter Aufmerksamkeit. Und es ist den Budgetverantwortlichen gegenüber nicht immer einfach zu verargumentieren, wenn die Kosten sich nach oben entwickelt haben. Vornehmlich, wenn man aus der klassischen On-Prem-Welt kommt, in der Kosten für Infrastruktur und Betrieb in der Regel keinen großen Schwankungen unterlag.
Was anhand dieses Beispiels exemplarisch verdeutlicht wird, ist ein weiteres Thema, was stark im Fokus der diesjährigen TDWI stand. Der Weg hin zu einer agilen Unternehmensstruktur. Im IT-Bereich sind agile Projekte seit mehreren Jahren schon gelebte Praxis. Was man in Unternehmen oftmals vorfindet, sind sehr agil arbeitende IT-Bereiche, aber klassisch arbeitende Fachbereiche. Und auch im höheren Management findet man sehr häufig klassische Organisationsstrukturen vor. Was oftmals unterschätzt wird, wenn man von agilen Unternehmensstrukturen spricht, ist, dass Änderungen auf allen Ebenen stattfinden müssen, dass insbesondere Führungskräfte Verantwortung an Mitarbeiter abgeben müssen. Ein Umdenken auf allen Ebenen, entgegen seit mehreren Jahrzehnten gelebter Praxis. Es bedarf hier speziell eines Rahmens, denn natürlich obliegen gewisse Entscheidungskompetenzen nur Führungskräften. Auf der TDWI herrschte dazu ein klares Meinungsbild: Man war sich einig, dass ein solcher Prozess nur dann von Erfolg gekrönt sein wird, wenn ein entsprechender Wille auf allen relevanten Ebenen vorhanden ist. Der Prozess geht über einen längeren Zeitraum und wird am Anfang, vornehmlich in der Produktivität, erstmal keine Verbesserung mit sich bringen. Über die Zeit und mit zunehmenden Veränderungen ist jedoch eine deutliche Steigerung in der Produktivität festzustellen. Allein und ohne externe Begleitung schafft man das nicht, war ebenso die einhellige Meinung, nicht nur bei Beratungsunternehmen, sondern auch die Endanwender.
Fazit
Die Teilnahme an der TDWI 2023 hat nicht nur Spaß gemacht, sondern auch einen interessanten Einblick in den Markt gegeben. Es sind große Themen, die den Markt gerade umtreiben und viele stehen in Abhängigkeit voneinander. Kein Data Mesh ohne Änderungen in der Organisationsstruktur. Sollte sich jetzt also jedes Unternehmen agil aufstellen? Es stellt sich hier die Frage des Mehrwertes und wie sich dieser messen lassen kann. Der Weg in die Cloud ist immer noch steinig und es warten zahlreiche Herausforderungen auf einen. Die DSGVO erlebt eine Renaissance, zumindest wird über Datenschutz wieder vermehrt diskutiert. Die Zeit wird zeigen, welche Unternehmen sich eine „blutige Nase" holen und wer es schafft, die beschriebenen Änderungen konsequent umzusetzen. Klar ist: Der Themenkomplex ist insgesamt zu groß, um jene Schritte ohne externe Unterstützung zu gehen. Die ORDIX AG verfügt nicht nur über entsprechendes Know-how, sondern auch über mehr als 30 Jahre Projekterfahrung in verschiedenen technologischen und organisatorischen Themenfeldern.