Von Helmut Sachsenhausen auf Freitag, 08. Februar 2019
Kategorie: System Integration

Praktische Unterschiede SLES 15 zu SLES 12 SP3

Seit Ende Juli 2018 ist SUSE Linux Enterprise 15 allgemein verfügbar. In diesem Artikel sollen einige praktische Unterschiede zur vorherigen Version SUSE Linux Enterprise 12 (von 2014) dargestellt werden.

SLES 15

SLES 15 ist laut SUSE aus Installationsgesichtpunkten ein multimodulares Betriebssystem. Es dient als Bindeglied zwischen herkömmlicher und softwaredefinierter Infrastruktur. SLES 15 hat einen LifeCycle von 13 Jahren (10 Jahre General Support, 3 Jahre Extended Support). SLES 15 SP1 soll Mitte 2019 erscheinen.

SLES 15 ist in eine Reihe von Modulen aufgespalten, welche Software Pakete beinhalten. Jedes Modul hat einen klar definierten Bereich mit verschiedenen Lebenszyklen und Update Zeitplänen. 

Es gibt nur noch ein Installationsprogramm (Unified Installer) für alle Module. Die Spezifizierung erfolgt dann im weiteren Verlauf der Installationsroutine.

Module

(Genauere Informationen sind den Release Notes zu entnehmen).

Extensions

Extensions fügen zusätzliche Funktionalitäten dem System hinzu, benötigen aber häufig einen eigenen Registration Key.

SUSE Package Hub: https://packagehub.suse.com.
Online Repository mit favorisierten "Community Packages". (Kein Registration Key erforderlich).

Installation von Paketen

Neben dem bekannten Kommando ​​​​​ zypper search  gibt es jetzt ein neues Kommando ​zypper search-packages. Es werden jetzt auch Repositories durchsucht, die noch nicht eingebunden sind. Die dazu passenden Module/Produkte müssen danach zuerst mit ​​​​​​SUSEConnect  registriert werden. 

Paketsuche: (z.B. das Paket iperf)

Falls das passende Repository eingebunden ist:
# zypper search iperf 

Falls das Repository nicht eingebunden ist:
# zypper search-packages iperf

Following packages were found in following modules:
Package Module or Repository
------------ --------------------------------------------------------------
iperf SUSE Package Hub (PackageHub/15/x86_64)

To activate the respective module or product, use SUSEConnect --product.
Use SUSEConnect --help for more details. 

# SUSEConnect --product PackageHub/15/x86_64

Registered PackageHub 15 x86_64
To server: https://scc.suse.com
Successfully registered system.

# zypper install iperf 

Refreshing service 'SUSE_Package_Hub_15_x86_64'.
Building repository 'SLE-Module-Packagehub-Subpackages15-Pool' cache
Retrieving repository 'SLE-Module-Packagehub-Subpackages15-Updates'
metadata
Building repository 'SLE-Module-Packagehub-Subpackages15-Updates' cache
Building repository 'SUSE-PackageHub-15-Pool' cache]
Building repository 'SUSE-PackageHub-15-Standard-Pool' cache
Loading repository data...
Reading installed packages...
Resolving package dependencies... 

# zypper info iperf 

Information for package iperf:
------------------------------
Repository : SUSE-PackageHub-15-Standard-Pool
Name : iperf 

Alle Pakete eines Repositories anzeigen lassen:

​# zypper packages -r SUSE-PackageHub-15-Standard-Pool

Verfügbare Extensions und Module anzeigen lassen (SLES12/15)

Auflistung, welche Module und/oder Extensions es gibt, und welche davon installiert sind.

# SUSEConnect --list-extensions

AVAILABLE EXTENSIONS AND MODULES
Basesystem Module 15 x86_64 (Installed)
Containers Module 15 x86_64
Desktop Applications Module 15 x86_64 (Installed)
Development Tools Module 15 x86_64 (Installed)
SUSE Linux Enterprise Workstation Extension 15 x86_64
SUSE Cloud Application Platform Tools Module 15 x86_64
SUSE Linux Enterprise Live Patching 15 x86_64
SUSE Package Hub 15 x86_64 (Installed)
Server Applications Module 15 x86_64 (Installed)
Legacy Module 15 x86_64 (Installed)
Public Cloud Module 15 x86_64
SUSE Linux Enterprise High Availability Extension 15 x86_64
Web and Scripting Module 15 x86_64 

MORE INFORMATION
You can find more information about available modules here:
https://www.suse.com/products/server/features/modules.html

Weitere Unterschiede SLES 12 zu SLES 15

Kernel Version: 4.4 -> 4.12
Bash Version: 4.3.42 -> 4.4.23

Ersetzungen: 

ntp -> chrony
Chrony ersetzt den veralteten NTPD für die Zeitverwaltung. 

SuSEFirewall2 -> firewalld
Firewalld erlaubt dynamisches Anpassen von Firewallregeln. 

python2 -> python3 

SMT (Subscription Management Tool) -> RMT (Repository Mirror Tool und Registration Proxy für SCC (SUSE Connect Center))
Spiegeln von SUSE Repositories und Kunden Repositories. Proxy zu anderen RMT Servern. 

OpenLDAP -> 389ds (LDAPv3-compliant server)
389 Directory Server ersetzt den veralteten OpenLDAP Server.

puppet -> salt 
Salt wird für das Configuration Management benutzt. 

rsh -> ssh 

openssl 0.98 -> openssl 1.1.x 

X11 -> Wayland
Gnome 3.26 benutzt standardmäßig Wayland anstatt X11.

unrar -> unar
Unar ersetzt aus lizenzrechtlichen Gründen unrar. 

Die Datei /etc/systemd/system.conf enthält neue/geänderte Werte. 

#CtrlAltDelBurstAction=reboot-force
#DefaultStartLimitIntervalSec=10s
#DefaultIOAccounting=no
#DefaultTasksMax=15% 

Das Verzeichnis /etc/init.d ist leer. Es können keine System V init Skripte enabled werden. Falls erforderlich, das Paket insserv-compat nachinstallieren. 

Die Befehle arp, route, netstat, iptunnel, ipmaddr, ifconfig sind nicht mehr vorhanden. Falls erforderlich, das Paket net-tools-deprecated nachinstallieren.

Die Datei /etc/SuSE-release ist entfernt worden. 

Floppy Disk Support ist entfernt worden

ReiserFS Support ist entfernt worden.
Der Installer blockiert eine Migration, wenn ein ReiserFs Dateisystem entdeckt wird. 

Der Befehl finger fehlt.

Einige Cron Jobs unter /etc/cron.{hourly,daily,weekly,monthly} sind jetzt als Timer Units implementiert worden.

logrotate.timer (schon ab SLES 12 SP3)
snapper-timeline.timer
backup-sysconfig.timer
backup-rpmdb.timer
check-battery.timer
snapper-cleanup.timer
systemd-tmpfiles-clean.timer
btrfs-balance.timer
fstrim.timer
btrfs-scrub.timer

Neues btrfs Layout für /var

Bei SLES 12 gibt es unterhalb des Verzeichnis /var verschiedene Subvolumes mit COW (copy on write).
Bei SLES 15 gibt es nur noch ein Subvolume /var. Dieses ist ohne COW eingerichtet worden.
Dadurch wird u.a. eine bessere Performance von Datenbanken und VM Images erreicht, die unterhalb von /var abgespeichert sind. 

COW ist ein Fileattribut.
Lesen der Fileattribute mit dem Befehl lsattr, wobei die Anzeige „C" bedeutet, kein COW.
Ändern der Fileattribute mit dem Befehl chattr, um COW für /var einzurichten.

Fazit:

Es sind insbesondere „veraltete" Befehle entfernt worden.
Der einheitliche Installer mit der Auswahlmöglichkeit von Produkten und Modulen ist äußerst praktisch.

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