Von Jan-Eric Albrecht auf Donnerstag, 13. November 2025
Kategorie: Remote Service

Sinn und Unsinn von Langzeit-Backups

Ein unserer Kunden, ein großer deutscher IT-Service Provider, hatte vor einigen Jahren beschlossen, seine seit 25 Jahren bestehende IT-Umgebung mit Daten von mehr als 100 Kunden nicht weiterzuentwickeln, sondern „auf der grünen Wiese“ eine komplett neue Service-Plattform aufzubauen und die Kunden dort hineinzumigrieren.

Unsere Aufgabe als ORDIX war es, die Langzeit-Backups aus der alten Umgebung mit einer Aufbewahrung von 10 Jahren und mehr zu analysieren und – sofern notwendig – in der neuen Plattform weiterhin restore-fähig bereitzustellen. Für mich war das mal wieder ein Grund, mich grundsätzlich mit dem Thema Langzeit-Backups auseinanderzusetzen.

Aufbewahrungszeiten von 10 Jahren und widersprechen nämlich dem Grundgedanken des Backups. Backups stellen Kopien von Live-Daten dar, die z. B. nach einer Ransomware-Attacke, einem Systemausfall oder einem Anwenderfehler wieder in das Originalsystem zurückgespielt werden sollen. Hier gibt es klare Empfehlungen, wie z. B. die 3-2-1(-1-0) Regel, um Daten für diese Zwecke sicher restore-fähig zu halten. Dies alles trifft auf Langzeit-Backups nicht zu – niemand wird eine 10 Jahre alte Datenbanksicherung wieder auf sein Produktionssystem zurückspielen. Solche Sicherungen werden vermeintlich aufgrund von gesetzlichen Vorgaben erstellt. Viele Unternehmen ignorieren die „3“ in der 3-2-1er Regel und sichern ihre Daten im normalen Backup nur 1-mal oder haben keinen Spiegel ihrer produktiven Daten – das ist zu vertreten, sofern diese Sicherungen dann unveränderbar gemacht werden, ein Medienbruch vorliegt und die Daten physisch getrennt von den Produktionsdaten aufbewahrt werden. Für eine Langzeitsicherung reicht eine Kopie jedoch keinesfalls. Hier gibt es keine „Originaldaten“ mehr, von denen die Sicherung eine Kopie darstellt. Im Falle eines Verlusts dieser Sicherung – aus welchen Gründen auch immer – sind die Daten in der Sicherung unwiederbringlich verloren.

Ein Backup-Administrator sollte daher eine solche Anforderung nicht einfach umsetzen, sondern immer hinterfragen. In der Backupsoftware ist es sehr einfach, die Retention auf einen beliebig großen Wert zu stellen – es ist aber zwingend erforderlich, dass die Daten auch kurz vor Ende der Aufbewahrungszeit noch wiederhergestellt werden können. Dazu bedarf es einer Backup-Lösung, die auch in 10 Jahren noch funktioniert, aber auch Systeme, auf die man 10 Jahre alte Daten wiederherstellen kann. Ebenso Prozesse, wie z. B. das Anforderungsmanagement und das Reporting, müssen in 10 Jahren noch funktionieren. 10 Jahre sind in der IT eine unglaublich lange Zeit und es ist nahezu unmöglich, heute zu sagen, wie die IT-Welt dann aussieht. Es ist daher unerlässlich, sich vor dem Erstellen der Sicherung einige paar Gedanken zu machen:

Diese Erwägungen zeigen, dass ein Langzeit-Backup nicht einfach eine günstige Alternative zu einer „richtigen“ Archivierung ist. Werden diese Aspekte nicht berücksichtigt, entsteht nur ein unbrauchbarer Haufen an Daten, der im besten Falle die Gewissen der IT-Verantwortlichen beruhigt.

Diese Erkenntnis führt unweigerlich zu einem Vergleich zwischen Backup- und Archivlösung. Hier nur einige Aspekte, die je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich zu gewichten sind:

Fazit

Die Begriffe Backup und Archivierung werden gerne vermischt. Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, dass sie jedoch schon vom Anforderungsprofil her komplett unterschiedlich sind und bis auf das Medium, auf dem die Daten abgelegt werden, wenig Gemeinsamkeiten existieren.

Ich konnte in diesem Artikel viele Aspekte nur kurz anreißen (Beispiel: gesetzliche Vorgaben oder Vor- und Nachteile der Datenspeicherung in einer Cloud). ORDIX hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in diesem Bereich und wir beraten oder unterstützen Sie gerne bei der Entwicklung einer maßgeschneiderten Lösung. 

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