Kustomize: Kubernetes-Anwendungen für verschiedene Ausführungsumgebungen konfigurieren
Wie funktioniert Kustomize? Bevor wir uns mit dieser Frage beschäftigen, schauen wir uns erst einmal an einem Beispiel an, wie eine manuelle Konfiguration für verschiedene Umgebungen aussieht.
In unserem Szenario läuft auf unserer Dev-Umgebung bisher ein Service, welcher über das HTTP-Protokoll auf Port 80 erreichbar ist. Dieser Service soll nun auch auf der Testumgebung erreichbar sein, dort allerdings aus Sicherheitsgründen über HTTPS auf dem Port 443. Um dies umzusetzen, muss für jede Umgebung eine separate Konfiguration angelegt werden:
Konfiguration für die Dev-Umgebung:
kind: Service apiVersion: v1 metadata: name: env-anzeige-frontend-https spec: type: LoadBalancer selector: app: env-anzeige-frontend ports: - name: http port: 80
Konfiguration für die Testumgebung mit geänderten Porteinstellungen:
kind: Service apiVersion: v1 metadata: name: env-anzeige-frontend-https spec: type: LoadBalancer selector: app: env-anzeige-frontend ports: - name: https port: 443
Um den Service für die Testumgebung zu konfigurieren, wurde die Dev-Konfig kopiert und nur der relevante Datensatz – die Porteinstellungen – geändert. Und genau an diesem Punkt gehen die Probleme los. Die YAMLs ständig manuell zu kopieren und anzupassen ist auf Dauer sehr zeitaufwändig. Außerdem entstehen durch das ständige "Hin-und-her-kopieren" verschiedene Konfigurationen, welche größtenteils identisch sind. Dadurch ist im Nachhinein schnell nicht mehr klar, was denn nun der aktuelle Master-Stand ist.
Kustomize kann diese Probleme lösen, indem es die Anpassung bestehender Ressourcen vereinfacht und automatisiert. Dabei arbeitet Kustomize nach einem einfachen Grundkonzept: Es wird nur eine einzige Basiskonfiguration für die Bereitstellung der Anwendung angelegt. Für die einzelnen Umgebungen werden nur die an der Basis durchzuführenden Patches, die sogenannten Overlays, abgelegt.
Schauen wir uns einmal an, wie wir unser Beispiel mit den Porteinstellungen in Kustomize umsetzen können. Als Erstes muss eine kustomization.yaml angelegt werden, welche alle benötigten Ressourcen und die zu verwendenden Patches auflistet.
#base/kustomization.yaml resources: - service.yaml
#overlays/test/kustomization.yaml bases: - ../../base patches: - service-ports.yaml
Durch Patches können einzelne YAML-Attribute einer Konfiguration hinzugefügt oder überschrieben werden. Hierzu wird eine neue YAML-Datei angelegt, welche den Namen der zu patchenden Ressource und alle zu ändernden Attribute beinhaltet.
#overlays/test/service-ports.yaml kind: Service apiVersion: v1 metadata: #Name der zu patchenden Ressource name: env-anzeige-frontend-https spec: ports: #Die Porteinstellungen werden überschrieben - name: https port: 443
Durch die Erstellung von Patch-Dateien können einzelne YAML-Attribute einer Konfiguration hinzugefügt oder überschrieben werden. Um anspruchsvollere Veränderungen an den Dateien durchzuführen, bietet Kustomize zusätzlich das Verändern von Ressourcen unter Verwendung des JSON6902 Standards an. Dieser beinhaltet sechs weitere Operatoren zur Veränderung von Ressourcen und ist damit umfangreicher als der Standard-Patch.
JSON6902 Operator |
Beschreibung |
Add | fügt ein Attribut am angegebenen Pfad hinzu |
Remove | entfernt ein Attribut |
Replace | überschreibt das Attribut am angegebenen Pfad mit einem neuen Wert |
Move | verschiebt ein Attribut an einen anderen Pfad |
Copy | kopiert ein Attribut und fügt es an einem anderen Pfad wieder ein |
Test | überprüft, ob ein bestimmtes Attribut den angegebenen Wert besitzt |
Im Folgenden wird der Service-Patch mit der JSON-Methode durchgeführt:
#kustomization.yaml patchesJson6902: - target: version: v1 kind: Service name: env-anzeige-frontend-https path: service-patch.yaml
#service-patch.yaml - op: replace path: /spec/ports value: - name: https port: 443
Die herkömmlichen Patches haben einen kleineren Funktionsumfang als der JSON-Patch, dadurch sind sie aber auch lesbarer. Außerdem reichen die Operationen hinzufügen und überschreiben für die meisten Anwendungsfälle völlig aus. Ein JSON-Patch sollte daher nur verwendet werden, wenn die zusätzlichen Operatoren (Attribut entfernen/kopieren/verschieben/testen) benötigt werden.
Nachdem wir unsere Patches in Kustomize deklariert haben, können wir nun die einsetzbaren YAML-Konfigurationen erstellen. Kustomize ist fest in der aktuellen Version von kubectl implementiert. Mit dem Befehl kubectl kustomize kann die gepatchte YAML Konfigurationen ausgeben lassen.
> kubectl kustomize ./overlays/test/ apiVersion: v1 kind: Service metadata: name: env-anzeige-frontend-https spec: ports: - name: https nodePort: 30951 port: 443 selector: app: env-anzeige-frontend type: LoadBalancer
Alternativ können die Ressourcen mit dem Befehl kubectl apply -k ohne Zwischenschritt direkt in das Cluster geladen werden.
> kubectl apply -k ./overlays/test/ service/env-anzeige-frontend-https created
Fazit
Kustomize vereinfacht den Konfigurationsprozess für verschiedene Umgebungen erheblich. Weitere Vorteile von Kustomize sind die feste Implementierung in kubectl. Dadurch ist keine weitere Konfiguration oder Installation notwendig.
Junior Consultant bei ORDIX
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