Data Governance #15 – The (Data) Accountant: Warum Verantwortungsbewusstsein und Hingabe das Herz moderner Data Governance ist.
Zur Klärung der zentralen Begriffe haben wir ein Glossar zur Beitragsreihe Data Governance für Sie eingerichtet.
The Accountant
Im Film The Accountant geht es nicht nur um Zahlen, sondern um Präzision, Hingabe und die Fähigkeit, Ordnung ins Chaos zu bringen. Genau diese Haltung brauchen wir auch in der Data Governance. Der „Data Accountant“ verkörpert Pflichtbewusstsein und Hingabe, verbunden mit den nötigen Fähigkeiten, um Daten nicht nur zu verwalten, sondern ihnen Sinn und Wert zu geben.
In einer Data Driven Company wie unserer Blockbuster Bytes AG (Beispiel aus den vorherigen Blogs) reicht es nicht, Daten einfach nur zu sammeln. Es braucht Menschen mit Kompetenzen (Data Literacy) und einer Kultur (Data Culture), die Pflichtbewusstsein und Hingabe fördert. Nur so entsteht ein Umfeld, in dem Governance nicht als Kontrolle, sondern als gemeinsame Verantwortung verstanden wird.
Pflichtbewusstsein, Hingabe und Kultur
Pflichtbewusstsein bedeutet, Verantwortung für Daten oder auch Datenprodukte zu übernehmen. Hingabe bedeutet, dies mit Leidenschaft und Sorgfalt zu tun. Zusammen bilden sie die Grundlage für eine Kultur, in der Daten nicht als Last, sondern als wertvolles Gut gesehen werden. Zugleich sorgt eine entsprechende Datenkultur ein Umfeld und ein Wertesystem, welches es den Protagonist:innen leicht macht, diese Werte zu entwickeln.
Eine Data Culture ist damit nicht nur der Nährboden, auf dem diese Eigenschaften wachsen, sie ist zugleich das Ergebnis des täglichen Verhaltens in einer Organisation. Kultur entsteht aus Handlungen, und sie prägt diese Handlungen im nächsten Schritt erneut. Dieser Kreislauf entscheidet darüber, ob Data Governance zu einer gelebten Praxis wird oder als formale Struktur folgenlos bleibt.
Data Literacy und Data Culture als Grundlage
Fähigkeiten wie Data Literacy sind notwendig, um Daten zu verstehen, sinnvoll einzusetzen und zu kommunizieren. Solche Fähigkeiten können geschult und/oder vorgelebt werden. Hier sind gerade Führungskräfte in der Pflicht sich für solche Kompetenzen einzusetzen und parallel selbst für einen gewissen „datenkompatiblen" Standard zu sorgen.
- Erstens: Vorleben, nicht nur verkünden.
Wenn Führungskräfte selbst sichtbar mit Daten arbeiten, eine These mit einem Chart untermauern oder neugierig nach der Datengrundlage einer Kennzahl fragen, entsteht eine Art „kulturelles Echo". Niemand muss perfekt sein, aber eine gesunde Skepsis gegenüber Bauchgefühlen im Sinne von „Welche Daten stützen diese Entscheidung?" wirkt ansteckend. Genau dort entsteht die Normalität im Umgang mit Zahlen, Fakten und Unsicherheiten. - Zweitens: Räume für Lernen schaffen.
Data Literacy ist kein Einmal-Workshop, sondern eine dauerhafte Kompetenz. Führungskräfte können Lernpfade etablieren: kurze interne Sessions, Lessons Learned aus Projekten, kleine Data Clinics, in denen Teams gemeinsam das Datenverständnis schärfen. Hier geht es weniger um Statistik auf Uni-Niveau, sondern darum, wie man Daten liest, hinterfragt und im Alltag nutzt. Kontinuität ist entscheidender als Format. - Drittens: Entscheidungen datenbewusst gestalten.
Wenn Entscheidungsprozesse sichtbar zeigen, dass Daten dazugehören, nicht als Diktator, sondern als Partner, entsteht Verbindlichkeit. Ein Meeting, in dem eine fachliche Empfehlung und die dazugehörige Datenbasis gemeinsam diskutiert werden, vermittelt implizit: „So arbeiten wir hier." Es ist der Übergang vom Meinungsraum zum Erkenntnisraum. - Viertens: Psychologische Sicherheit herstellen.
Der wohl unterschätzteste Hebel: Mitarbeitende müssen ohne Gesichtsverlust Fragen zu Daten stellen dürfen. Wer Angst hat, „dumme Fragen" zu Kennzahlen zu stellen, wird nie ein echtes Verständnis entwickeln. Ein Klima, in dem neugieriges Nachhaken willkommen ist, ist die Grundlage jeder datenkompetenten Organisation.
Technische Mittel als Ausdruck von Kultur
Technische Werkzeuge und Konstrukte wie Daten-Kataloge á la OpenMetadata oder Data Contracts sind wichtig, aber sie sind nicht Selbstzweck und lösen auch nicht allein das Problem. Sie sind Ausdruck einer Kultur, die Verlässlichkeit transparent umsetzen möchte und nicht umgekehrt. Die reine Einführung von Software, Rollen und/oder Absichtserklärungen sorgen nicht per se dafür, dass eine Kultur entsteht, die dafür sorgt, dass alle am selben Daten-Strang ziehen.
Fazit
Data Governance ist mehr als Regeln und Werkzeuge. Sie ist eine Frage der Kultur. Pflichtbewusstsein und Hingabe sind die Eigenschaften, die aus Governance einen Erfolg machen. Fähigkeiten wie Data Literacy sind notwendig, doch erst eine Data Culture schafft den Nährboden, auf dem diese Eigenschaften wachsen können. Aus diesem Grund ist es wichtig Data Governance nicht als ein regulatorisches Bollwerk, sondern als „Enabler“ für eine datengetriebene Kultur zu sehen. In diesem Sinne wäre aus meiner Sicht der Begriff „Data Enablement“ eigentlich der bessere Term für „Data Governance“. Wichtig bleibt aber, wie es gelebt und erklärt wird.
P.S. The Accountant (2016); https://www.imdb.com/de/title/tt2140479/
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