Vom sokratischen Zweifel zum datengetriebenen DBA: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ im KI-Zeitalter
Wie mir der Oracle MCP Server meinen Wiedereinstieg als DBA beschleunigte.
Es gibt Momente, in denen technologische Veränderungen plötzlich greifbar werden. Für mich war heute einer dieser Augenblicke, in dem ich nach mehreren Jahren ohne aktive Oracle-Administration wieder vor einer Datenbank saß und feststellen musste, dass mir die Routine und aktuelles Best-Practice-Wissen fehlen und, ganz pragmatisch, sogar alltägliche Syntaxelemente. Normalerweise wäre dies der Startpunkt für längere Recherche, in Dokumentationen, Foren sowie Blogposts oder Telefonate mit Kolleg:innen. Dieses Mal dauerte es jedoch nur Minuten. Der Grund: moderne agentische KI-Werkzeuge, eingebettet in eine vertraute Arbeitsumgebung.
Jede:r kennt das Grundproblem: Wir verlieren Produktivität, weil unser länger nicht aktiv genutztes Wissen erodiert. Kontextwechsel, etwa zwischen der eigentlichen Arbeit und dem Suchen von Informationen über Suchmaschinen, bremsen unsere Effizienz. Menschen springen zwischen Tools, Browsern und Dokumentationen hin und her, unterbrechen ihren Fokus und erzeugen Informationsverluste. KI wird häufig als abstraktes Versprechen diskutiert, aber die wirkliche Wertschöpfung entsteht dort, wo sie genau diese Reibungen strukturell beseitigt.
Mein Vergessen, (k)ein Problem?
Die Kombination aus Model Context Protocol (MCP), leistungsfähigen Large Language Models und integrierter Dokumentation über Retrieval-Mechanismen verändert die Art, wie Wissensarbeit funktioniert. Der Anspruch ist nicht Innovation um der Innovation willen, sondern ein funktionierendes Werkzeug, das den Arbeitsfluss glättet. In meinem Fall war es die clevere Verzahnung mehrerer Technologien. Ich gehe hier bewusst nicht zu sehr ins technische Detail; die verlinkten Ressourcen reichen für alle, die die Architektur nachbauen möchten. Entscheidend ist nicht die Reaktivierung meiner DBA-Skills, sondern die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems.
Ich habe lokal einen MCP-Server mit den Inhalten der aktuellen Oracle-Version 26ai installiert. Dies ist die technische Wissensbasis, die es mir ermöglicht, mit der Dokumentation zu interagieren, statt mich durch Suchergebnisse und PDFs zu hangeln und anschließend alles manuell auf meinen Kontext zu übertragen.
Zusätzlich habe ich meine Arbeitsumgebung modernisiert. Mit Visual Studio Code und der Oracle SQL Developer Extension steht mir nicht nur ein SQL-Terminal, sondern parallel ein Chatfenster zur Verfügung, das mit meinem SQL-Interface interagieren kann. Damit verschmelzen Recherche, Code-Generierung, Analyse und Dokumentation zu einem einzigen operativen Arbeitsraum, der sicher über den MCP-Server mit meiner lokal betriebenen Datenbankdokumentation verbunden ist. Das System wird damit nicht mehr bloß Berater, sondern aktiver Assistent.
https://www.oracle.com/tools/technologies/quickstart-visual-studio.html
Im Video habe ich bewusst anhand einfacher Beispiele einige Aufgaben und deren Lösung simuliert.
Mein digitaler Assistent
Genau an diesem Punkt liegt der strategische Kern: Technologien wie MCP und LLMs ersetzen keine Expertise, sie können den Alltag jedoch erheblich beschleunigen. Syntax muss nicht länger mühsam gesucht werden. In der Diskussion mit der Dokumentation und im unmittelbaren Kontext zum eigenen Code können neue Features entdeckt und sofort eingesetzt werden. Die Fähigkeit, Entscheidungen und Code zu validieren, bleibt menschlich. Die Kompetenz, Vorschläge zu beurteilen, etwa hinsichtlich Performance oder Sicherheit, bleibt unverzichtbar. Unternehmen profitieren nur dann nachhaltig, wenn sie diese Systeme nicht als Ersatz für Erfahrung missverstehen, sondern als Verstärker für Expertise.
Der vermeintlich banale Moment meines Wiedereinstiegs in die Datenbank war deshalb mehr als eine persönliche Anekdote. Er zeigt exemplarisch, wie Technologie Teams handlungsfähig hält, selbst wenn Wissen temporär verblasst. KI wird zum Werkzeug, das Fähigkeiten ergänzt, Entscheidungen unterstützt und Effizienz neu definiert. Die Kompetenz der Menschen bleibt das Fundament. Die Geschwindigkeit kommt von den Systemen. Unternehmen, die beides verbinden, gestalten eine robuste, lernfähige und zukunftsorientierte Organisation.
Natürlich lassen sich solche Use Cases deutlich weiterdenken. Wenn die Datenbankdokumentation über MCP verfügbar ist, kann in einem nächsten Schritt auch die Dokumentation der Applikation, die auf dieser Datenbank arbeitet, integriert werden, inklusive der Tickets, bekannten Fehlerbilder, Workarounds und bereits dokumentierten Lösungen. Damit entsteht ein durchgängiger Wissensraum: vom objektiven technischen Verhalten der Datenbank über fachliche Logiken bis hin zu historisch gewachsenen Entscheidungen und Troubleshooting-Pfaden. Die KI arbeitet dann nicht nur kontextsensitiv, sondern organisationssensitiv.
Gleichzeitig ist klar: Es gibt hunderte anderer sinnvoller Anwendungsfälle jenseits des Datenbankumfelds: von ERP-Landschaften über Netzwerkautomatisierung bis zur Analyse komplexer Incident-Historien. Nur war das nicht mein (!) Problem heute. Mein Problem war Oracle. Und genau dafür hat mein Setup in kürzester Zeit (Aufbau meiner Umgebung in deutlich unter einer Stunde) die Handlungsfähigkeit zurückgebracht.
Der vermeintlich banale Moment meines Wiedereinstiegs in die Datenbank war deshalb mehr als eine persönliche Anekdote. Er zeigt exemplarisch, wie Technologie Teams handlungsfähig hält, selbst wenn Wissen temporär verblasst. KI wird zum Werkzeug, das Fähigkeiten ergänzt, Entscheidungen unterstützt und Effizienz neu definiert. Unternehmen, die beides verbinden, gestalten eine robuste, lernfähige und zukunftsorientierte Organisation.
Ihr habt einen KI Use Case, den ihr diskutieren wollt? Ihr habt Fragen rund um KI, LLMs, RAG oder „klassische“ Datenbankthemen? Wir helfen gerne weiter. Sprecht mit uns!
Entdecken Sie unser Seminarangebot im Oracle-Umfeld
ZU DEN ORACLE-SEMINAREN
Mehr erfahrenPrincipal Consultant bei ORDIX
Kommentare