Mit der ORDIX AG die Oracle-Lizenzierung im Griff Teil 1/3
Diese Blogserie richtet sich an alle, die sich über das komplexe Thema Oracle-Lizenzierung informieren möchten. Sie befasst sich mit Themen wie den verschiedenen Lizenzierungsmethoden, den Unterschieden zwischen Standard Edition 2 und Enterprise Edition, den Lizenzierungsoptionen und Management Packs sowie den Auswirkungen einer Unterlizenzierung. Im letzten Teil dieser Blogserie wird eine Methode der ORDIX AG vorgestellt, mit der sich Lizenzverstöße frühzeitig erkennen und die Nutzung aller Funktionalitäten auf ihren Servern verfolgen lassen.
Lizenzmetriken – Prozessor- vs. NUP-Lizenzierung
Eine der wichtigsten Überlegungen bei der Oracle-Lizenzierung ist die Art der Lizenz, die ihr benötigt. Es gibt zwei Lizenzmetriken von Oracle-Lizenzen: Named User Plus (NUP) und Prozessor-Lizenzierung.
Als Named User Plus (NUP) wird eine Person bezeichnet, welche berechtigt ist, auf die Oracle Datenbank zuzugreifen. Zusätzlich zu den Personen werden maschinell betriebene Geräte als NUPs erfasst. Diese können zum Beispiel Temperatursensoren eines Kühllagers oder selbstfahrende Gabelstaplersysteme in einem Hochregallager sein. Diese Lizenzmetrik kann in jeder Datenbankversion genutzt werden. Je nach Datenbankversion unterscheiden sich die Anforderungen der NUP-Lizenzierung. In der Regel kann eine NUP-Lizenz nur von einer einzelnen Person verwendet werden und darf nicht von mehreren Benutzer:innen oder Geräten gemeinsam genutzt werden. Um die Vorschriften einzuhalten, müsst ihr sicherstellen, dass ihr die NUPs genau gezählt habt und genügend Lizenzen erwerben, um sie abzudecken. Darüber hinaus müsst ihr eure Nutzung verfolgen und darauf vorbereitet sein, zusätzliche Lizenzen zu erwerben, wenn eure Nutzung zunimmt.
Die Prozessor-Lizenz betrachtet die Prozessoren, auf denen Oracle-Systeme installiert sind. In dieser Lizenzform dürfen alle internen und externen Benutzer:innen auf die Datenbank zugreifen. Diese Art der Lizenzierung ist nicht vermeidbar, sobald die tatsächlichen Nutzer:innen entsprechend Named User Plus Definition nicht eindeutig bestimmt werden können. Abhängig von der Datenbankversion ändern sich die jeweiligen Anforderungen für die Prozessor-Lizenzierung.
Lizenzierung der Standard Edition 2 vs. Enterprise Edition
Die Oracle-Lizenzierung ist ein komplexes Thema. Es ist zu beachten, dass im Gegensatz zur Enterprise Edition bei der Standard Edition 2 keine zusätzlichen Optionen oder Management Packs lizenziert werden können. Um die Frage, wie diese zwei verschiedenen Datenbankversionen zu lizenzieren sind zu beantworten, wird erläutert, welche Art der Kosten für die jeweilige Lizenzmethode zu beachten sind.
Die Lizenzierung von Oracle Standard Edition 2 (SE2) umfasst einige wichtige Schritte, darunter die Bestimmung der Anzahl der zu lizenzierenden Sockel sowie den Erwerb der entsprechenden Anzahl von Lizenzen.
Wenn ihr eure spezifischen Anforderungen berücksichtigt, müsst ihr bestimmen, welche Art von Lizenzmetrik, ob Named User Plus (NUP) oder Prozessor-Lizenz für euch am besten geeignet ist. Dabei ist zu beachten, dass in der Standard Edition 2 mindestens 10 NUPs pro Server lizenziert werden müssen. Bei der Prozessor-Lizenzierung richten sich die Kosten nach der Anzahl der Sockel. Es dürfen maximal zwei Sockel im Server vorhanden sein. Mehr als zwei Sockel würden einen Lizenzverstoß bedeuten. Dazu kommen noch Supportkosten, die von der Anzahl der benötigten Lizenzen abhängen. Nur wenn ein Supportvertrag abgeschlossen wurde, ist eine Serviceanfrage bei Oracle und die Datenbankaktualisierung mit dem neusten Patch möglich.
Im Gegensatz zur Standard Edition 2 ist für die Enterprise Edition eine Ermittlung der zu lizenzierenden Oracle-Prozessor-Lizenzen notwendig. Mit der Enterprise Edition können unendlich viele Sockel bzw. CPUs mit Cores im Server eingesetzt werden. Bei dieser Berechnung werden die Anzahl der bestückten Sockel, die Anzahl der Cores pro Sockel und der Core Factor berücksichtigt. In der Core Factor Tabelle wird allen auf dem Markt verfügbaren Prozessoren ein Faktor zugewiesen, der in die Berechnung einfließt. In der Enterprise Edition müssen für jede berechnete Oracle-Prozessor-Lizenz 25 Named User Plus (NUP) lizenziert werden. Außerdem ist zu bedenken, dass abhängig von der Anzahl der erworbenen Lizenzen auch Wartungskosten anfallen.
Informationen zu der Oracle Processor Core Factor Table findet ihr unter folgenden Link: https://www.oracle.com/assets/processor-core-factor-table-070634.pdf
Weitere Informationen zu den Oracle Lizenz Preisen findet ihr unter der folgenden Seite: https://www.oracle.com/assets/technology-price-list-070617.pdf oder unter https://shop.oracle.com
Fallbeispiel
Herr Mustermann muss einen Server lizenzieren, der mit 2 Sockeln und je 8 Cores ausgestattet ist, insgesamt also 16 Cores. Es handelt sich um Intel-CPUs. An der Datenbank sollen später maximal 30 Mitarbeiter:innen arbeiten. Es ist noch nicht endgültig geklärt, ob die SE2 oder eine EE benötigt wird, zusätzliche Optionen sollen zunächst nicht lizenziert werden.
Lizenzierung mit der Standard Edition 2
Die Standard Edition 2 darf eingesetzt werden, weil der Server nur maximal 2 Sockel verbaut hat. Laut den Lizenzierungsbedingungen der Standard Edition 2 ist es erforderlich, mindestens 10 NUPs pro Server zu lizenzieren. Da geplant ist, dass maximal 30 Mitarbeiter:innen an der Datenbank arbeiten werden, sind 30 NUP-Lizenzen (Named User Plus) erforderlich. Es ist zu beachten, dass für jede NUP-Lizenz auch Supportgebühren anfallen. Laut der Oracle-Preisliste (shop.oracle.com/Stand August 2023) betragen die Kosten 30 Anwender:innen x (325,50 € Named User Plus Lizenz + 71,61 € jährliche Wartungskosten) somit entsteht eine Gesamtsumme von 11.913,3 € im ersten Jahr.
Die Kosten in den nachfolgenden Jahren betragen 2.148,3 € (30 Anwender:innen x 71,61 € jährliche Wartungskosten).
Bei der Prozessor-Lizenzierung müssen alle bestückten Sockel mit CPUs auf dem Server lizenziert werden. Im beschriebenen Fall sind es 2 Sockel mit 2 CPUs. Zusätzlich fallen Supportkosten pro Lizenz an. Insgesamt betragen die Kosten für die Prozessor-Lizenzierung und dem Support 2 Oracle Prozessor-Lizenzen x (16.275 € Oracle-Prozessor-Lizenzkosten + 3580,50 € jährliche Wartungskosten) insgesamt 39.711 € im ersten Jahr.
In den nachfolgenden Jahren betragen die Kosten 7.161,50 € (2 Oracle Prozessor-Lizenzen x 3580,50 € jährliche Wartungskosten).
Fallbeispiel für die Lizenzierung der Enterprise Edition
Um die Kosten für die Lizenzierung für die Enterprise Edition zu berechnen, müssen zunächst die Anzahl der Oracle Prozessor-Lizenzen bestimmt werden. Dazu wird die Core-Faktor-Tabelle verwendet, um den Faktor des Prozessors von Herrn Mustermann zu ermitteln. Die zu lizenzierenden Prozessoren berechnen sich aus der Anzahl der Sockel, der Anzahl der Kerne pro Sockel und dem Core-Faktor. Da ein Intel-Prozessor verwendet wird, muss der Wert 0,5 aus der Oracle Core Faktor Tabelle in die Berechnung einbezogen werden. In diesem Beispiel sind es (16 Cores x 0,5 Core Prozessor Lizenz Faktor) 8 Oracle-Prozessoren-Lizenzen.
Bei der Prozessor-Lizenzierung müssen acht Oracle-Prozessor-Lizenzen berechnet werden. Zusätzlich fallen je Lizenz Supportkosten an. 8 Oracle-Prozessor-Lizenzen x (44.175 € Oracle-Prozessor-Lizenzkosten + 9.718,50 € jährliche Wartungskosten) = 431.148 €
Somit fallen im ersten Jahr 431.148 € Gesamtkosten für die Enterprise Edition Prozessor-Lizenzierung an.
In den nachfolgenden Jahren betragen die Kosten für diese Lizenzierungsmetrik 77.748 € (8 Oracle-Prozessor-Lizenzen x 9.718,50 € jährliche Wartungskosten).
In der Enterprise Edition müssen für die NUP-Lizenzierung mindestens 25 NUPs pro Oracle-Prozessor-Lizenz (8 x 25 NUPs = 200 NUPs) lizenziert werden. Wir gehen von 30 Anwender:innen in der Beispieldatenbank aus, somit muss dennoch die Mindestanzahl von 200 NUPs in die Rechnung einfließen. Die Kosten für die Lizenzen und den Support pro NUP belaufen sich insgesamt auf 200 NUPs x (883,50 € Oracle-NUP-Lizenzkosten + 194,37 € jährliche Wartungskosten) = 215.574 € im ersten Jahr.
Die Kosten in den nachfolgenden Jahren betragen 38.874 € (200 NUPs x 194,37 € jährliche Wartungskosten).
Herr Mustermann hat sich dazu entschieden, die Standard Edition 2 nach der NUP-Lizenzierung zu wählen und vorläufig auf den Kauf von zusätzlichen, lizenzpflichtigen Erweiterungen zu verzichten.
Oracle-Optionen und Management-Packs
Oracle bietet eine Vielzahl von Optionen und Management-Paketen für die Enterprise Edition der Datenbank an, mit denen sich die Funktionalität und Leistung der Datenbank verbessern lässt. Einige Beispiele sind:
- Oracle Partitioning: Mit dieser Option können große Tabellen und Indizes auf mehrere Speichergeräte aufgeteilt werden, was die Abfrageleistung und die Verwaltbarkeit verbessert.
- Oracle Database Vault: Diese Option bietet erweiterte Sicherheitskontrollen für Datenbankadministrator:innen sowie Endbenutzer:innen und ermöglicht die Erstellung von Sicherheitsrichtlinien und Kontrollen zum Schutz sensibler Daten.
- Oracle Diagnose und Tuning Packs: Diese Packs bieten erweiterte Diagnose- und Tuning-Funktionen, mit denen Datenbankadministratoren Leistungsprobleme erkennen und beheben können.
Dies sind nur einige Beispiele für die vielen Optionen und Management Packs, die für Oracle-Datenbanken verfügbar sind. Sie können in Kombination verwendet werden, um eine vollständige Datenbankmanagementlösung der Enterprise-Klassen bereitzustellen.
Bitte beachtet, dass zusätzliche Optionen und Management-Pakete nur mit der Oracle Enterprise Edition und nicht mit der Standard Edition 2 erworben werden können.
Für einige Optionen besteht die Möglichkeit, diese vor dem Kauf zu testen, während für andere ein Kauf erforderlich sein kann, bevor sie genutzt werden dürfen. Dies hängt von der jeweiligen Option und den Bedingungen der Lizenzvereinbarung ab. Es wird empfohlen, sich mit dem Oracle-Lizenzierungsteam oder eine:r Oracle-Lizenzexpert:in in Verbindung zu setzen.
Weitere Informationen zu den Oracle Optionen und Management-Packs findet ihr unter der folgenden Seite: https://docs.oracle.com/en/database/oracle/oracle-database/19/dblic/Licensing-Information.html#GUID-0F9EB85D-4610-4EDF-89C2-4916A0E7AC87
Konsequenzen einer Unterlizenzierung
Es ist auch wichtig zu wissen, dass Oracle regelmäßig Audits durchführt und die Einhaltung der Vorschriften durch seine Kunden überprüft. Um Verstöße und die damit verbundenen Kosten zu vermeiden, sollten Unternehmen ihre Verwendung von Oracle-Software genau überwachen und sicherstellen, dass sie stets ordnungsgemäß lizenziert sind. Wird jedoch festgestellt, dass ein Unternehmen die Lizenzbedingungen nicht einhält, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Die Nichteinhaltung der Oracle-Lizenzbedingungen kann zu Geldstrafen, Verlust des Supports und sogar zur Kündigung des Lizenzvertrags führen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen einen proaktiven Ansatz zur Einhaltung der Bestimmungen verfolgen und eng mit Oracle-Partnern oder Lizenzierungsexpert:innen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass sie die Software in Übereinstimmung mit den Lizenzvereinbarungen nutzen.
In einem Beispiel wird demonstriert, welche Konsequenzen ein Verstoß gegen die Lizenzbedingungen haben kann.
Fallbeispiel
Herr Mustermann besitzt einen Server, der mit 2 Sockeln und je 8 Cores ausgestattet ist. Die Datenbank wurde mit einer Enterprise Edition mit 200 NUPs lizenziert. Ein Lizenzaudit hat ergeben, dass die Oracle Option Partitioning ohne die erforderliche Lizenz verwendet wurde, was einen Lizenzbruch darstellt. Die Nutzung von Partitioning erfordert den Erwerb einer kostenpflichtigen Lizenz, die nur in der Enterprise Edition erworben werden kann. Die Verwendung von Oracle Partitioning ohne ordnungsgemäße Lizenzierung erfordert, dass die Lizenz für die Oracle Partitioning erwerben muss und diese für den bereits genutzten Zeitraum rückwirkend lizenzieren muss.
Möglichkeiten, um Unterlizenzierung zu vermeiden
Es ist äußerst wichtig, vorbeugende Maßnahmen gegen Unterlizenzierung zu ergreifen, da der Verstoß nicht nur rechtliche Folgen haben kann, sondern auch erhebliche finanzielle Auswirkungen mit sich bringen könnte. Dies gibt Oracle das Recht, rechtliche Schritte zu unternehmen, um die Einhaltung der Lizenzvereinbarungen durchzusetzen. Um solche Risiken zu minimieren, sollten Unternehmen aktiv handeln, um Unterlizenzierung zu vermeiden.
Hier sind einige Vorschläge:
- Lizenzen überprüfen: Die Überprüfung der erworbenen Oracle-Lizenzen ist notwendig, um sicherzustellen, dass alle verwendeten Produkte und Nutzer:innen ordnungsgemäß lizenziert sind.
- Dokumentation: Eine Dokumentation von vorhandenen Oracle-Lizenzen, Produkten, Nutzer:innen, Servern und Prozessoren ermöglicht einen Überblick und verhindert mögliche Lizenzverstöße.
- Überwachung der Datenbank: Die Nutzung der Funktionalitäten in der Datenbank sollte in festgelegten Abständen überprüft werden, um versehentliche Nutzungen früher zu erkennen
- Oracle Support anfragen: Beim Abschluss des Oracle-Supportvertrags besteht die Möglichkeit, Unterstützung durch Oracle-Mitarbeiter:innen anzufordern.
- Prüfung beim Anlegen der Datenbank: Bei der Erstellung der Datenbank sollten ausschließlich die Optionen angelegt werden, für die eine entsprechende Lizenz erworben wurde.
- Konfigurieren der Oracle Optionen: Oracle-Optionen, die nicht erworben wurden, sollten deaktiviert oder entfernt werden, um unbeabsichtigte Nutzung auszuschließen.
- Parameter setzen: Durch die Überprüfung von Instanzparametern (z. B. MAX_PDBS, um sicherzustellen, dass nicht mehr als 3 PDBs erstellt werden können) lassen sich potenzielle Lizenzverstöße verhindern.
- Lizenzexpert:innen beauftragen: Bei komplexen Lizenzfragen empfiehlt sich die Einbindung eine:r Lizenzexpert:in, um korrekte Lizenzierung sicherzustellen und Unterlizenzierung zu vermeiden.
- Interne Schulungen: Es empfiehlt sich Mitarbeiter:innen, die mit Oracle-Produkten arbeiten, über die Lizenzierungsvorschriften zu informieren, um unbeabsichtigte Verstöße zu reduzieren.
- Änderungen prüfen: Aktuelle Oracle-Nutzungsbedingungen und Lizenzrichtlinien im Blick behalten, um gemäß den neuesten Vorgaben zu agieren.
Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Oracle-Lizenzierung ist ein sehr kompliziertes und vielschichtiges Thema; es ist wichtig, die Lizenzierungsanforderungen für die von euch verwendeten Produkte zu verstehen und auch zu wissen, wie Oracle-Audits funktionieren, um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten. Um unangenehme Überraschungen bei einem Lizenzaudit zu vermeiden, sollte regelmäßig überprüft werden, welche Funktionalitäten in der Datenbank verwendet wurden. Für die Gewissheit, dass die richtigen Lizenzen in eurer Datenbank lizenziert sind, wird empfohlen, eine:n Lizenzexpert:in zu konsultieren.
Ausblick
Im nächsten Blog-Beitrag dieser Reihe wird ein Vergleich zwischen der Standard Edition 2 und der Enterprise Edition durchgeführt, um die Unterschiede zwischen den beiden Editionen zu verdeutlichen. Denn: „Es muss nicht immer Enterprise Edition sein“. Im letzten Teil der Blogreihe wird ein Skript der ORDIX AG vorgestellt, welches dabei hilft, potenzielle Lizenzverstöße zu vermeiden und die Überwachung der Datenbank zu verbessern.
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